"Something you lost will soon turn
up" - dieser kleine Zettel aus einem Glückskeks steckte seit
Anfang Januar in meiner Handyhülle, sodass er mir manchmal ins Auge
fiel. Und dann überlegte ich mir kurz, was ich denn verloren hatte
und wann es wieder auftauchen würde. Nur Sekundenbruchteile, dann
schalt ich mich, kam mir lächerlich vor, mir über vorgedruckte Zettelchen Gedanken zu machen, diesen Spruch als Omen zu nehmen.
Irgendwann im April ist mir der Zettel aus der Hülle gefallen.
Plötzlich lag er vor mir auf dem Boden, der weiße Papierstreifen.
Ich hab gelächelt, mir gedacht, dass ich jetzt vielleicht endlich
meine Würde wieder habe und aufhöre, Menschen hinterherzulaufen,
mich klein zu machen, meine Gedanken zu verstecken. Dann hab ich den
Kopf geschüttelt über mich selbst und den Zettel in meinen
Geldbeutel gesteckt.
Ich habe jetzt einen neuen
Glückskekszettel in meiner Handyhülle: "Das Lernen ist wie ein
Meer ohne Ufer." Rate mal, wann ich diesen Glückskeks geöffnet
habe? Genau, einen Tag, nachdem ich meine Bachelor-Arbeit abgegeben
habe. Das Leben zeigt sich mir gegenüber gerne von seiner ironischen
Seite. Ich bin nicht fertig, noch lange nicht. Wieder stehe ich
kopfschüttelnd da, lache über mich. Habe ich gedacht, dass ich mich
jetzt zurücklehnen kann? Hornbach. Es gibt immer was zu tun. Yippie
ya ya yippie yippie yey. Uferloses Lernen, strampeln, um nicht
unterzugehen. Geld verdienen, mich über Wasser halten.
Ich brauche ein Ufer, um mich
wenigstens daran zu orientieren, auch wenn ich nicht dort ankomme.
Höchstens vielleicht, wenn mir dieser Zettel auch aus der Hülle
fällt und vor mir auf dem Boden liegt.