Dienstag, 26. November 2013

allmählich winterlich

Heute morgen war Raureif auf den Autos, die über Nacht draußen standen. Allmählich wird es also auch hier kalt und winterlich. In Madrid auf der Puerta del Sol steht ein riesiger, moderner Weihnachtsbaum aus gelbem Metall und überall in den Straßen wird Weihnachtsbeleuchtung aufgehängt und auf den Plätzen entstehen lauter süße kleine Weihnachtsmärkte. 
Hoffentlich gibt es dann auch Glühwein, denn der Tinto de Verano - Rotwein mit Fanta und Eiswürfeln, mein Lieblingsgetränk hier - ist eben doch ein eher sommerliches Getränk, wie der Name schon sagt (Verano = Sommer).

In fünf Tagen darf ich das erste Türchen meines Adventskalenders öffnen, den meine Mama mir mitgebracht hat. Ich freue mich schon, endlich habe ich mal einen Adventskalender für mich allein und muss ihn nicht mit meiner Familie teilen und bekomme nur jeden fünften Tag ein Geschenkchen. (: 

Letztes Wochenende hat meine Familie mich besucht und ich konnte ihnen ein bisschen was von meinem Madrid zeigen. 
Außerdem habe ich Madrid von einer touristischeren Seite als sonst erlebt, inklusive Touristendoppeldeckerbusfahrten, Menschenmassen am Samstagabend in Sol und leider auch Gelddiebstahl. Trotzdem war es einer meiner schönsten Wochenenden hier in Madrid.

In meinem Sprachkurs habe ich endlich eine Vergangenheitsform gelernt, das heißt, ich kann ab jetzt auch auf Spanisch von meinem Tag berichten - ein echter Fortschritt!  

Mein ärgster Feind in diesen Tagen sind die leckeren spanischen Weihnachtssüßigkeiten wie Polvoron (irgendwas mit ganz viel Zucker und Mandeln) und Tourron (irgendwas mit noch mehr Zucker), weil ich ihnen einfach nicht widerstehen kann.

Ansonsten geht es mir sehr gut und ich sende euch schon einmal allerliebste vorweihnachtliche Grüße!



Freitag, 8. November 2013

"ich weiß grad noch woher ich komm, weiß nicht wohin ich geh"

Ich liebe meine Metrolinie. Aeropuerto - Nuevos Ministerios.
Ich kann täglich, egal um welche Uhrzeit ich einsteige, Menschen mit Koffern beobachten. 
Pärchen, Familien, Alleinreisende, Geschäftsleute. 
Glückliche, in Gedanken versunkene, müde Gesichter. 
Touristen mit Metro- und Stadtplänen in der Hand, aufgeregt, nervös, weil sie die richtige Station nicht verpassen wollen. Heimkehrer, die fast zuhause sind, die nur noch die Metro als letzte Etappe überstehen müssen. 
Verschiedene Sprachen, verschiedene Kleidung, verschiedene Ziele. Gemeinsam in der Metro. 

Ich liebe es, mir Geschichten zu den Gesichtern auszudenken. Das Pärchen, frisch verliebt, auf dem Weg zum ersten gemeinsamen Urlaub? Die genervte Mutter, weil das Kind den ganzen Flug über geschrien hat? Die Frau im hübschen Kostüm auf dem Weg zu einem wichtigen Meeting? Der Vater, der seine Tochter zum Flughafen begleitet, die vielleicht in ein neues Leben aufbricht? Der junge Mann, der seinen Koffer ganz fest festhält und sein Flugticket anstarrt - was erwartet ihn? Uns wen die ältere Frau mit einem breiten Lächeln im Gesicht wohl vom Flughafen abholt? 

Eigentlich sollte ich sie alle nach ihren Geschichten fragen. 
"Woher kommst du, wohin gehst du" - vielleicht doch zu tiefgründig für eine Metrokonversation.